Mitarbeitermanagement

Punktlandung Vorstellungsgespräch – Teil 5: Im Bewerbungsgespräch als Arbeitgeber überzeugen

Punktlandung Vorstellungsgespräch – Teil 5: Das Bewerbungsgespräch

Fünf Fallstricke vor und während eines Jobinterviews – So überzeugen Sie Bewerber im Vorstellungsgespräch und nutzen Ihren Heimvorteil aus!

Ziel eines jeden Bewerbungsgespräches aus Arbeitgeberseite sollte sein, den potenziellen Bewerber für die ausgeschriebene Tätigkeit auf Herz und Nieren zu prüfen. Hierbei gilt es in den verschiedenen Gesprächsphasen zu analysieren, inwieweit sich die fachlichen Kompetenzen und menschlichen Eigenschaften eines Kandidaten mit den Unternehmensvorstellungen decken und in einer Zusammenarbeit für beide Seiten positiv auswirken können. Soweit die Theorie! Eine verantwortungsvolle Aufgabe! Lesen Sie worauf es im Vorstellungsgespräch ankommt…

In Zeiten von Bewerbermangel zeichnet sich jedoch mehr und mehr ein anderes Bild ab. Arbeitgeber nehmen sich in einem Auswahlgespräch immer weniger Zeit, sind nicht gut vorbereitet, haben in ihrer Gesprächsführung keine Struktur, planen ihre Zeit falsch ein und geben sich keine erkennbare Mühe, um vielleicht den einzigen Bewerber für sich überzeugen und gewinnen zu können! Die Folge, Bewerber springen wieder ab und die Verwunderung darüber ist groß!

Vorbereitung und Durchführung eines Bewerbungsgespräches entscheiden grundsätzlich darüber, wie erfolgreich es gelingt, sich und das Unternehmen präsentieren zu können und dem Kandidaten das wertschätzende Gefühle zu geben, nicht in einem falschen Film zu sitzen.

Um bereits in den Vorbereitungen auf ein Bewerbungsgespräch erste Fallstricke für sich als Arbeitgeber zu vermeiden, sind notwendige Maßnahmen zu beachten und umzusetzen.

Heimspiele sollten gewonnen werden!

Eine authentische und sehr „vielversprechende Stellenanzeige“ mag den einen oder anderen interessanten Bewerber hervorbringen, eine falsche bzw. mangelhafte Vorbereitung und Durchführung eines Einstellungsgespräches jedoch wieder alles zunichtemachen.

Denn ein Einstellungsgespräch ist ein beidseitiges Bewerbungsgespräch! Dies gilt es sich immer wieder vor Augen zu halten. Die heutigen Kandidaten schauen genau hin und wägen sehr schnell für sich ab, inwieweit sich die in einer Stellenanzeige gemachten Versprechungen im Einstellungsgespräch wiederspiegeln. Heutzutage haben sich die Arbeitgeber in ihrem eigenen „Zuhause“ bei den künftigen Arbeitnehmern zu behaupten. Ein Heimvorteil, der strategisch genutzt und gewonnen werden sollte.

Fünf Fehler in der Vorbereitung und Durchführung von Bewerbungsgesprächen

Damit von Unternehmerseite alle positiven Voraussetzungen für einen zielführenden Verlauf vor und während des Interviews gegeben sind, sollten die fünf folgenden Fehler tunlichst vermieden werden:

1. Fehlendes Setting für ein ungestörtes Gespräch

Bitte nicht stören - Ungestört sein beim Vorstellungsgespräch
Ungestört reden

Nicht selten werden Bewerbungsgespräche zwischen Tür und Angel geführt und dann noch an Orten, die für ein derartiges Vorhaben vollkommen ungeeignet sind, wie z.B. in der Hotellobby. Wie soll hier ein für beide Seiten zielführendes Interview zustande kommen, wenn ständig äußere Faktoren den Gesprächsverlauf wie auch die Konzentration immer wieder stören?

Grundsätzlich sollte für solche Anlässe ein abtrennbarer bzw. geschlossener Raum geblockt werden, in dem ein untergestörtes sowie konzentriertes Gespräch durchgeführt werden kann. Ohne jegliche äußeren Störfaktoren, die den Gesprächsverlauf unterbrechen können. Auch sollte man sich als „Einladender“ im Vorwege Gedanken dazu machen, wer wo sitzt. Denn der eigene Wohlfühlfaktor ist ebenfalls sehr entscheidend dafür, wie man sich selber während des Gespräches fühlt und wie man sich seinem Gegenüber präsentiert.

2. Es wird nicht genügend Zeit eingeplant

Zeit für das Vorstellungsgespräch nehmen
Genügend Zeit einplanen

Ebenso ein nicht seltenes Phänomen ist, dass sich für das Vorstellungsgespräch zu wenig Zeit genommen wird. Warum eigentlich? Ist es manchen nicht wichtig, wen sie sich ins Boot holen? Hauptsache die Person hat zwei Beine, zwei Hände und kann arbeiten? Kann gut gehen, kann aber beträchtlich in die Hosen gehen, mit weitreichenden Folgen. Und in solchen Fällen sprechen wir nicht nur von der Besetzung in den Bereichen Spülküche oder Housekeeping. 

Um einen allumfassenden fachlichen wie auch persönlichen Eindruck von einer Person bekommen zu können, spielt der Faktor Zeit eine elementar wichtige Rolle. Denn nur wer frei von Zeitdruck ist, kann sich voll und ganz auf das hier und jetzt einlassen, seine Intuition sprechen lassen, die richtigen Fragen stellen und schlussendlich zu einer „objektiven“ Bewertung kommen.

3. Die Bewerbungsunterlagen sind nur unzureichend bekannt

Ein Klassiker ist das Lesen bzw. Studieren der Bewerbungsunterlagen während eines Auswahlgespräches. Denn erst während des Interviews damit anzufangen, Daten und Fakten vom Kandidaten wieder in Erinnerung zu rufen und gleichzeitig seinem Gegenüber zuzuhören, wird der eigentlichen Rolle als Gesprächsführer nicht gerecht. Und durch die parallel verlaufenden Tätigkeiten, fehlt es an nötiger Konzentration und Aufnahmefähigkeit, das vom Gegenüber gesagte für sich richtig einordnen bzw. bewerten zu können.

Um den Fokus ganz auf die Bewerbungssituation richten zu können, sind die zeitlichen Ressourcen zum Lesen der Unterlagen vor dem Termin einzuplanen.

4. Es fehlt ein Leitfaden mit zielgerichteten Fragen sowie an erkennbarer Struktur

Eine weitere Folge des nicht-vorbereitet-sein ist, dass ein Gespräch unter solchen Umständen nicht zielgerichtet verlaufen kann. Denn wer nichts weiß, kann auch keine zielführenden Fragen stellen! Ein großes Problem, wenn man herausfinden möchte, ob der- oder diejenige das notwendige Potenzial mitbringt, um das bestehende Team mit neuer Tatkraft und Fähigkeiten bereichern zu können.

Deshalb bietet es sich an, sich einen unternehmensspezifischen Gesprächsleitfaden zu erarbeiten. Es ist jedoch bei der Entwicklung darauf zu schauen, dass der Leitfaden noch ausreichend Flexibilität und Individualität bei der praktischen Durchführung zulässt.

Es sollte ebenso darauf geachtet werden, dass im Vorstellungsgespräch nicht nur sogenannte Standardfragen gestellt werden. Auf Standardfragen gibt es in der Regel nur Standardantworten. Die Bewerbenden  sind solche 08/15 Fragen bereits aus anderen Bewerbungsgesprächen gewohnt, kennen diese aus Buch- und Internetquellen oder von ihrem Bewerbungscoach. Solche Fragen liefern selten die Antworten, die helfen können, das Gesprochene richtig einordnen zu können. Ein Leitfaden für Fragen im Interview kann unter Umständen hilfreich sein, jedoch sollte dieser selbst im Gespräch noch situativ angepasst werden können und ausreichend Freiraum zulassen. 

5. Im Bewerbungsgespräch fehlt es an ausreichender Wertschätzung gegenüber Kandidaten/innen

Wertschätzung im Vorstellungsgespräch
Wertschätzung entgegen bringen

Der wichtigste Punkt überhaupt, ist die viel zu wenig entgegengebrachte Wertschätzung gegenüber den Bewerbern! Als Gastgeber tun und machen wir alles für unsere Gäste. Und wie schaut es für unsere Mitarbeiter und solchen, die es werden wollen, aus? Bewerber von heute, die oftmals die Auswahl aus verschiedenen Angeboten haben, registrieren alles – die kleinen und die großen Dinge! Denn häufig genug sind es am Ende genau diese kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Hoteliers haben alle Möglichkeiten der Welt, um mit ihrem eigenen Handwerkszeug überzeugen zu können. Nur werden genau diese Werkzeuge zu selten zielgerichtet verwendet. 

Deshalb lohnt es sich mal, selbst auf dem Stuhl des Bewerbers Platz zu nehmen und sich zu fragen, was man selbst in einem Bewerbungsgespräch an Wertschätzung mindestens erwarten würde. Welche Punkte wären das? Und welche davon würden extrem positiv überraschen? Bestimmt nicht, in einer frequentierten Hotellobby zu sitzen, einen nicht vorbereiteten Verantwortlichen gegenüber sitzen zu haben, der ständig auf die Uhr schaut und das Gefühl vermittelt, im Grunde nicht willkommen zu sein!

Es ist ein Versuch wert, um die bisherigen Gesprächsvorbereitungen und -Abläufe auf ihre Stimmigkeit hin zu überprüfen und gegebenenfalls mit neuen Impulsen aufzuwerten. 

Suchst Du noch oder hast Du schon….?

Ein gut vorbereitetes und strukturiertes Vorstellungsgespräch ist heutzutage ein Grund-Handwerkszeug, das jeder Arbeitgeber beherrschen sollte. Es ist der Erfolgsgarant dafür, Bewerber auf ihre Eignung hin lückenlos prüfen zu können, mit gelebter Gastlichkeit von sich und dem Unternehmen zu überzeugen und sich im Haifischbecken um die besten Kandidaten gegenüber seinen Mitbewerbern abzusetzen. So wie sich Führungskräfte die Zeit für ihre Gäste nehmen, damit sie sich im Haus wohlfühlen, sollte auch den Bewerbern von der Begrüßung bis zur Verabschiedung ein Mindestmaß an Wertschätzung und Anerkennung entgegengebracht werden. Ganz nach der bekannten Weisheit: „Gebe und du wirst bekommen…!“

 

Herzlichst,
Jan Schmidt-Gehring 

 

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